Herzsprung (1992): Ein nüchterner Blick auf die deutsche Wiedervereinigung

Dies ist der fünfte und letzte Teil der Reihe der Internationalen Filmfestspiele Berlin 2024. Teil 1 Veröffentlicht am 21. Februar Teil 2 Am 3. März Teil 3 Am 7. März und Teil 4 Am 10. März.

Die Internationalen Filmfestspiele Berlin (Berlinale) präsentierten kürzlich im Rahmen ihrer jährlichen Retrospektive „Alternatives Kino – Aus dem Deutschen Filmarchiv“ eine Reihe deutscher Filme aus der Nachkriegszeit.

einer von ihnen, Herzsprung (1992) von Hilke Meiselwitz (geb. 1947) kontrastiert das offizielle Bild der deutschen Wiedervereinigung, wonach eine „friedliche Revolution“ die stalinistische Diktatur in der ehemaligen DDR stürzte, um echte Demokratie zu erreichen.

Nino Sandu und Claudia Geisler Herzsprung (Diva Foundation/Helga Paris)

Die in der Deutschen Demokratischen Republik geborene Miselowitz erreichte mit ihrem Dokumentarfilm ein weltweites Publikum Winterfestder Interviews mit ostdeutschen Frauen enthielt und 1988 auf dem DOK-Filmfestival in Leipzig erschien. Auf dem Höhepunkt der westlichen Kampagne für den sowjetischen Ministerpräsidenten Michail Gorbatschow und seine Politik PerestroikaDer Film galt als Vorbote der wahren Deutschen Demokratischen Republik. Die Premiere ihres ersten Spielfilms Herzsprung Das Jahr 1992 fiel mit einer Reihe fremdenfeindlicher Übergriffe im wiedervereinten Deutschland zusammen.

Im ostdeutschen Dorf Herzsprung nahe der polnischen Grenze wurden nach der Einführung der freien kapitalistischen Marktwirtschaft 1989-1990 fast alle arbeitslos. Köchinnen rupfen die Gänse in der Küche des der staatlichen Agrargenossenschaft angeschlossenen Unternehmens, um die Federn und das Fleisch zu verkaufen. Das bisherige LPG-Einzelhandelsgeschäft ist zusammengebrochen.

Eine der Köchinnen, Johanna (Claudia Geisler), hat ihren Job verloren. Aus Verzweiflung über die Situation beging ihr Mann Jan Selbstmord. Er versuchte, die LPG-Rinderfarm zu retten und sie unabhängig zu betreiben. Er scheiterte und wurde Alkoholiker. Tagsüber laufen Johannas alte Klassenkameraden in improvisierten Uniformen durch die Schule und rufen spöttisch: „Der Sozialismus siegt!“ und machen sich damit über den Slogan der ehemaligen stalinistischen Führung der Deutschen Demokratischen Republik lustig. Zu der Gruppe gehört auch die „junge Soljanka“, die sich in Joanna verliebt.

Kurz nach Jans Tod leistet Johanna eine Zahlung an einen jungen Deutschen afrikanischer Abstammung, der im Abspann einfach als „Der Fremde“ (Nino Sandu) aufgeführt wird und gerade den warmen Mantel eines verstorbenen Soldaten der Sowjetarmee ersetzt hat. Er bleibt im Dorf und beginnt in einer neuen Snackbar an der Autobahn zu arbeiten, die nach seiner Hautfarbe „Onkel Toms Hütte“ genannt wird. Der Shop ist erfolgreich.

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„The Stranger“ (der im gesamten Film namenlos bleibt) sucht nach Joanna. Zufällig trifft er ihren Vater Jacob (Günter Lambrecht) vor einer Gedenktafel, die an die durch das Dorf strömenden KZ-Häftlinge kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs erinnert. Jetzt wurden Graffiti auf das Denkmal gesprüht, die dazu auffordern, Ausländer in Konzentrationslager zu schicken. Bist du Kommunist, fragt der Fremde Jacob, der schweigend vor dem Denkmal steht. Jacob antwortet: Nein, damals gab es nicht nur Kommunisten. Einer der Gefangenen, ein 15-jähriger Pole, wurde von Joannas Mutter tapfer empfangen. Er blieb bei ihr und sie heirateten. Aber sie starb und brachte Joanna zur Welt.

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