Nicht geschäftsführende Direktoren können Klimaneutralität verwirklichen

Geschrieben von Joanna Radek, Zentrum für Wirtschaft und nachhaltige Führung, ESMT Berlin

Was würden Sie im Falle einer globalen Krise zuerst schützen: Arbeitsplätze oder Gewinne? Die Reaktion der Geschäftswelt auf die Coronavirus-Pandemie zeigt nationale Unterschiede. In den USA und in Großbritannien lautet die Antwort in erster Linie Dividenden. In Deutschland, wo die soziale Marktwirtschaft großen Einfluss hat, lautet die Antwort in erster Linie Arbeitsplätze. Gleiches gilt für die Klimakrise, da deutsche Unternehmen fordern, dass jedes mit COVID-19 verbundene Konjunkturpaket mit Klimaschutzmaßnahmen, aber auch mit Beschäftigung und Wachstum verbunden wird.

Das Corporate-Governance-System in Deutschland unterscheidet sich von vielen anderen Ländern. Die börsennotierten Unternehmen müssen einen zweistufigen Verwaltungsrat haben: den ersten, einen Verwaltungsrat mit Führungskräften, die für den Betrieb verantwortlich sind; Zweitens ein Aufsichtsrat mit nicht geschäftsführenden Vorstandsmitgliedern, die für die Beurteilung und Beratung zuständig sind. Der Aufsichtsrat besteht aus Arbeitnehmervertretern, ernennt Vorstandsmitglieder und genehmigt wichtige Unternehmensentscheidungen.

Im März trat die ESMT Berlin der Klimamanagementinitiative (CGI) des Weltwirtschaftsforums bei und gründete CGI Deutschland, wo sie sich mit Partnern aus Regierung (Deutscher Rat für Nachhaltige Entwicklung) und Industrie (Board Academy eV) zusammenschloss. Wir haben gemeinsam die Rolle von nicht geschäftsführenden Direktoren in Aufsichtsräten bei der Steuerung von Umwelt-, Sozial- und Governance-Lösungen (ESG) für deutsche Unternehmen untersucht.

Es ergaben sich vier Hauptstrategien für das, was nicht geschäftsführende Unternehmensvorstände tun können, um den Übergang zu Klimaneutralität und Nachhaltigkeit zu unterstützen: Binden Sie Ihre Mitarbeiter in Nachhaltigkeitsentscheidungen ein, diversifizieren Sie Vorstände und bauen Sie Nachhaltigkeitskompetenz und Motivation auf. Mit diesen können nicht geschäftsführende Direktoren und Aufsichtsräte stärkere Treiber für die Umweltverantwortung und Nachhaltigkeit von Unternehmen sein.

Strategie 1: Binden Sie Ihre Mitarbeiter in Nachhaltigkeitsentscheidungen ein

Zweifellos spielen alle Direktoren, die im Vorstand tätig sind, eine wichtige Rolle bei der langfristigen Nachhaltigkeit ihrer Unternehmen. „Unternehmen stellen Nachhaltigkeit zunehmend in den Mittelpunkt der Unternehmenswerte und -strategie“, sagte Simone Bagel-Trah, Vorsitzende des Aufsichtsrats und des Aktionärsausschusses bei Henkel, einem deutschen multinationalen Chemie- und Konsumgüterunternehmen. Das Kodierungsprinzip ermöglicht jedoch eine stärkere Integration verschiedener Nachhaltigkeitsthemen, sei es in wirtschaftlicher, ökologischer oder sozialer Hinsicht. Die Mitbestimmung ermöglicht es den Mitarbeitern, eine aktive Rolle bei der Entscheidungsfindung zu spielen, insbesondere durch die Vertretung der Mitarbeiter in Aufsichtsräten. „Die Vertretung der Arbeitnehmer ist wichtig, um den Dialog zu fördern und damit die soziale Governance umzusetzen“, sagte Joe Kaiser, Vorsitzender des Aufsichtsrats von Siemens Energy.

Laut dem 2020-Bericht „Codetermination for the Sustainable Company“ werden Unternehmen mit einem hohen Grad an Codierungsspezifität wahrscheinlich Nachhaltigkeit in ihre täglichen Entscheidungen einbeziehen, Teil des Nachhaltigkeitsindex sein, einen Nachhaltigkeitsbericht veröffentlichen und erläutern Stakeholder-Engagement. Strategien und teilweise Verknüpfung von Belohnungen von Führungskräften mit Nachhaltigkeitszielen. Dies zeigt, dass die strukturierte Beteiligung der Mitarbeiter an der Nachhaltigkeit zu einer Verbesserung der Nachhaltigkeitsleistung führen kann.

Darüber hinaus besteht laut Forschern des WZB Berlin Science Center eine „positive Beziehung zu„ objektiven “Maßnahmen wie der Verabschiedung von Zielen zur Verringerung der Umweltverschmutzung, nicht jedoch zu„ symbolischen “Maßnahmen wie der Mitgliedschaft im Global Compact der Vereinten Nationen wesentlich für die Reduzierung der Treibhausgasemissionen und die Erreichung der Klimaneutralität.

Die Einbeziehung der Mitarbeiter ist nicht nur wichtig, um strategische Nachhaltigkeitsprioritäten festzulegen, sondern auch, um den besten Weg zu ihrer Erreichung zu finden. „Es reicht nicht aus, sich auf Klimaziele zu einigen“, sagte Rainer Hoffmann, Präsident des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) und Mitglied des Aufsichtsrats der Bayer AG. „Es wird wichtig zu bestimmen, wie diese Ziele erreicht werden können. Daher müssen wir die Mitarbeiter berücksichtigen. Den Mitarbeitern eine Stimme im Prozess zu geben, sie als Treiber für Veränderungen und Innovationen zu erkennen und neue Perspektiven entstehen zu lassen, ist der richtige Weg . ”

Strategie 2: Diversifizieren Sie Ihren Sitzungssaal

Eine weitere kluge Strategie zur Erreichung des Klimawandels und anderer Nachhaltigkeitsziele besteht darin, eine breite Palette von Ideen im nicht geschäftsführenden Vorstand zu pflegen. Wie die jüngste Studie des globalen Beratungsunternehmens Egon Zehnder und der Universität Göttingen zeigt, kann dies durch die Einstellung von Managern mit unterschiedlichem Hintergrund und unterschiedlicher demografischer und beruflicher Perspektive erreicht werden. Aufsichtsräte mit einem höheren Anteil an Frauen und jungen Führungskräften sowie kürzeren Amtszeiten – wie in der Studie „Die neue Motivation für mehr Nachhaltigkeit in Gremien: Die Bedeutung der Vorstandsbildung in europäischen Unternehmen“ gezeigt – sind mit einer verbesserten Nachhaltigkeitsleistung verbunden.

Dies wird durch die Erfahrung von Kayser bestätigt, der seit mehr als 40 Jahren für Siemens tätig ist und das Unternehmen in den letzten sieben Jahren als President und CEO geführt hat. „Wir müssen sicherstellen, dass es eine ausreichende Vielfalt an Erfahrungen, internationalen Standards und Geschlechtern gibt. Wir müssen in Zukunft auf mehr ethnische Vielfalt drängen.“

Die Ernennung verschiedener nicht geschäftsführender Direktoren kann einen Anstoß für die nachhaltige Transformation von Unternehmen geben.

Strategie 3: Nachhaltigkeitserfahrung aufbauen

Nicht geschäftsführende Direktoren müssen auch das Wissen und die Fähigkeiten erwerben, um den Klimawandel und andere Nachhaltigkeitsprobleme anzugehen und Geschäftsmodelle an ehrgeizigen Klimapolitiken auszurichten. „Aufsichtsräte spielen eine besondere Rolle bei der Überwachung der strategischen Ausrichtung von Unternehmen“, sagte Werner Schnabauf, Präsident des Bundesrates für Nachhaltige Entwicklung und Mitglied des CGI-Netzwerks. „Um Chancen und Risiken im Zusammenhang mit dem Klima einschätzen zu können, sind mehr Erfahrungen auf dieser Ebene erforderlich.“ Die Einrichtung spezialisierter Nachhaltigkeitsausschüsse mit entsprechendem Fachwissen kann auch die Nachhaltigkeitsleistung von Unternehmen verbessern.

Das Wissen und die Erfahrung zu Nachhaltigkeitsthemen in Verwaltungsräten sowie der Austausch von Meinungen und Best Practices mit anderen Unternehmen und Verwaltungsräten können zu einer besseren Integration von Nachhaltigkeit in Unternehmen führen.

Strategie 4: Motivation

Die Schaffung einer Anreizstruktur für Nachhaltigkeit ist eine der Hauptaufgaben des Aufsichtsrats. Henkel zum Beispiel bezieht ESG-Ziele in die Vorstandsvergütung ein. Umwelt-, Sozial- und Corporate-Governance-Ziele sind Teil des Beitrags eines Einzelnen zur Umsetzung strategischer Prioritäten. Bei Siemens umfasst das Vergütungssystem für Führungskräfte eine langfristige Nachhaltigkeitskomponente sowie spezifische und messbare Ziele zu sozialen Aspekten (z. B. Mitarbeiterbeteiligung) und zu Umweltfragen (z. B. Reduzierung der Kohlendioxidemissionen).2 Footprint) und Governance (wie Vielfalt).

Anreize für einen nachhaltigen Betrieb können dazu führen, dass die ökologischen und sozialen Auswirkungen des Unternehmens stärker berücksichtigt werden, als nur finanzielle Ziele zu erreichen.

Fazit

Das Kodierungsprinzip – wie es im deutschen Corporate-Governance-System zu sehen ist – bietet eine solide Grundlage für die Erreichung der Klima- und Nachhaltigkeitsziele. Dies ist jedoch ein globaler Kampf. Das Engagement der Mitarbeiter muss mit mehr Diversifizierungskriterien verbunden werden, anhand derer nicht geschäftsführende Direktoren eingestellt werden, sowie Nachhaltigkeitskompetenz und die richtigen Anreize für nachhaltiges Arbeiten aufgebaut werden. Die deutsche Klimamanagementinitiative kann unter anderem nicht geschäftsführenden Direktoren helfen, stärkere und leistungsfähigere Nachhaltigkeitsbotschafter in ihren Unternehmen zu werden.

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